WAS ist EMDR?

EMDR – Eye Movement Desensitization and Reprocessing

Die wörtliche Übersetzung lautet: „Augenbewegungs-Desensibilisierung und Neuverarbeitung“, also eine Desensibilisierung und Neuverarbeitung seelischer Traumata durch Augenbewegung.

Die Begründerin von EMDR ist Dr. Francine Shapiro. Sie war eine US-amerikanische Literaturwissenschaftlerin und Psychologin. Dr. Shapiro entwickelte diese Psychotherapieform zur Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS), Traumata und deren Traumafolgestörungen Ende der 1980er-Jahre.

Die Entstehung von EMDR begann, als Francine Shapiro durch einen Park spazierte. Die 38-Jährige wurde von belastenden Erinnerungen an ihre überstandene Krebserkrankung geplagt. Dabei entdeckte sie etwas Eigenartiges:

„Ich merkte, dass meine Augen immer dann, wenn mir belastende Gedanken kamen, spontan anfingen, sich diagonal hin und her zu bewegen. Danach verschwanden die negativen Gedanken, und wenn ich sie mir bewusst erneut vergegenwärtigte, war der mit ihnen verbundene negative Affekt stark verringert.“ (Shapiro)

Diese Eigenbeobachtung bezeichnete Shapiro als die Geburtsstunde von EMDR, einer neuen Therapie zur Verarbeitung traumatischer Erinnerungen. In den darauffolgenden Jahren forschte sie weiter an ihrer Entdeckung und entwickelte die EMDR-Psychotherapie insbesondere für PTBS.

Wie funktioniert EMDR?

Vereinfacht gesagt verarbeitet das Gehirn belastende Erinnerungen in einem sogenannten Informationsverarbeitungssystem im zentralen Nervensystem und legt diese nach der Verarbeitung als „erledigt“ ab. Durch eine Reizüberflutung während einer traumatischen Erfahrung oder einer stark belastenden emotionalen Erinnerung kann dieses System jedoch blockiert werden. Infolgedessen bleiben diese Erlebnisse in unvollständig integrierten Erinnerungsnetzwerken gespeichert.

Solange diese Erinnerungen nicht richtig verarbeitet sind, können sie zu wiederkehrenden Flashbacks, Traumafolgestörungen, Angststörungen, Panikattacken und negativen Gedanken führen.

Bei der EMDR-Behandlung erinnert sich der Klient nochmals an die belastende Erfahrung – jedoch aus sicherer Distanz und in Begleitung eines Therapeuten oder einer Therapeutin. Die Therapie verläuft in mehreren Schritten. Ein zentraler Bestandteil sind die geführten Augenbewegungen (Desensibilisierung und Verarbeitung).

Durch diese Methode wird das Gehirn angeregt, die belastenden Erinnerungen neu und korrekt über das Informationsverarbeitungssystem zu verarbeiten. Sobald das Gehirn die durchlittene Situation „ablegen“ kann, kann der Betroffene wieder ein normales Leben führen.

Mittlerweile hat sich die EMDR-Methode auch in Europa etabliert und wird in vielen weiteren Bereichen erfolgreich angewendet, darunter bei:

  • kleineren Traumata
  • Ängsten und Phobien
  • Depressionen
  • verschiedenen Suchtthemen
  • chronischen Schmerzen

EMDR – auch online möglich

EMDR-Behandlungen können mittlerweile auch über professionelle, fachgerechte Computerprogramme online durchgeführt werden. Das ist ein großer Vorteil für Betroffene, da sie bequem von zu Hause aus an der Sitzung teilnehmen können. Dies spart Zeit und Anfahrtswege.

Warnung vor Selbstanwendung

Von einer EMDR-Behandlung in Eigenregie – ohne fachliche Begleitung – ist dringend abzuraten. Es ist unmöglich vorherzusehen, welche Emotionen dabei hochkommen und welche Auswirkungen dies haben könnte. Sollte es zu starken emotionalen Reaktionen oder traumatischen Erinnerungen kommen, fehlt die therapeutische Unterstützung, die im Ernstfall stabilisierend eingreifen könnte.

Ein Vermächtnis der Heilung

Einen großen Dank können wir Frau Dr. Francine Shapiro posthum aussprechen, dass sie diese bahnbrechende Entdeckung machte und weiter daran forschte. Dank ihrer Arbeit hat EMDR bereits unzähligen Menschen nachhaltig geholfen – oft in wenigen Sitzungen – und sie von Traumata sowie schmerzlichen Belastungen befreit.

Besonders bemerkenswert ist, dass viele Menschen, die jahrelang in verschiedenen Therapien waren und über lange Zeit Psychopharmaka einnahmen, durch EMDR endlich signifikante Fortschritte erzielten.

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